12/04/2025 | Press release | Distributed by Public on 12/04/2025 04:53
Prof. Maul erforscht mit seinem Team die Ruinen des antiken Ninive. Die Stadt liegt auf dem Gebiet der heutigen Großstadt Mosul im Norden des Irak. Truppen des sogenannten Islamischen Staates hatten dort 2014 eine große Moschee gesprengt. Dabei kamen die Ruinen eines riesigen assyrischen Königspalastes zum Vorschein, der im 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung errichtet worden war. Auf Bitten des irakischen Staates engagiert sich Prof. Maul gemeinsam mit seinem Heidelberger Kollegen Prof. Dr. Peter Miglus an zentraler Stelle für die Rettung des zerstörten Kulturgutes. Seit 2018 führt ein Heidelberger Team von Assyriologen und Archäologen Ausgrabungen im alten Ninive durch und entwickelt gemeinsam mit irakischen Kollegen und Behörden Konzepte, wie das vorislamische Kulturerbe der Stadt Mosul gesichert, präsentiert und nachhaltig geschützt werden kann. Nach und nach werden Teile des ausgegrabenen Königspalastes restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Überdies stellt das Heidelberger Team in den zerstörten Museen von Mosul die in kleinste Bruchstücke zerschlagenen assyrischen Monumente wieder her.
Der Heidelberger Wissenschaftler habe sich große Verdienste um die Wiederbelebung der durch Krieg und Terror darniederliegenden Altertumswissenschaften im Irak erworben, wie DHV-Präsident Prof. Dr. Lambert T. Koch in der Begründung des Preises betont: "Dank Stefan Mauls Initiative werden inzwischen auch in Mosul irakische Studierende anhand von Originalen in der Keilschriftkunde auf höchstem wissenschaftlichem Niveau unterrichtet." Sein wegweisendes Engagement führe eindrucksvoll vor Augen, welch hohen Wert die sogenannten "kleinen Fächer" haben. Schließlich könne die Rückbesinnung auf gemeinsame Traditionen die Grundlage einer gemeinsamen Identität für die ethnisch und religiös zersplitterte Bevölkerung im Irak bilden. "Bei allen Differenzen können sich die Menschen im Irak auf ein gemeinsames Narrativ einigen: das Erbe Mesopotamiens. Es erfüllt alle mit Stolz, dass auf dem Gebiet des heutigen Irak die erste Hochkultur der Menschheit entstand", betont Prof. Maul.
Stefan Maul studierte Assyriologie, Vorderasiatische Archäologie und Ägyptologie an der Universität Göttingen, an der er auch promoviert wurde. Seine Habilitation erfolgte an der Freien Universität Berlin. 1995 wurde er auf eine Professur für Assyriologie an die Universität Heidelberg berufen. Seit April 2025 forscht er als Seniorprofessor am Seminar für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Ruperto Carola. Gastprofessuren führten ihn nach Paris, Rom und London. Für seine Forschungstätigkeit wurde Prof. Maul vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz‐Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem wichtigsten Forschungsförderpreis in Deutschland.
Der Deutsche Hochschulverband ist die Berufsvertretung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland. Mit der Auszeichnung "Hochschullehrer/-in des Jahres" würdigt er seit 2007 außergewöhnliches Engagement, das in herausragender Weise das Ansehen des Berufsstandes in der Öffentlichkeit fördert. Stefan Maul wird der Preis am 23. März 2026 in Berlin verliehen.