Stadt Karlsruhe

09/12/2025 | News release | Distributed by Public on 09/12/2025 06:41

Brillante Juristin

gerade eben

Brillante Juristin

25. Todestag von BGH-Richterin Gerda Krüger-Nieland

Die ehemalige BGH-Richterin Gerda Krüger-Nieland (MItte) © Rechtshistorisches Museum

Vor genau 60 Jahren schrieb Gerda Krüger-Nieland Justizgeschichte: 1965 wurde sie als erste Frau Präsidentin eines Senats am Bundesgerichtshof (BGH), nachdem sie 14 Jahre zuvor als zweite Richterin überhaupt an den noch jungen BGH berufen worden war. Eine bis heute seltene Konstellation war dabei die Berufung aus dem Rechtsanwaltsstand heraus zur Richterin. Dort setzte die fachlich versierte Juristin Maßstäbe. Ihre Rechtsgrundsätze zum Urheberrecht angesichts der seinerzeit neuen Vervielfältigungsgeräten für Papier wie Tonaufnahmen waren Neuland und haben bis heute Bestand. Dagegen konnte sie ihren Standpunkt nach vollständiger Gleichberechtigung von Mann und Frau in der Ehe gegen die vorherrschende konservative Sicht 1953 nicht durchsetzen.

© Stadtarchiv Karlsruhe

Geboren wurde Krüger-Nieland 1910 in Bremen. Sie verbrachte ihre Jugend in Leipzig, wo ihr Vater an den Reichsgerichtshof berufen wurde. Eigentlich wollte sie sich der Theater- und Kunstgeschichte zuwenden, studierte dann aber doch Jura und legte 1938 die Zweite Juristische Staatsprüfung ab. Ihr Wunsch, ein Richteramt anzustreben, wurde ihr als Frau in der NS-Zeit verwehrt. Auch ihr Plan, sich als Rechtsanwältin niederzulassen, ließ sich nicht verwirklichen. In einer Akte war festgehalten, dass sie den Hitlergruß verweigert habe. Erst mit Kriegsbeginn konnte sie aufgrund des Anwältemangels Vertretungen übernehmen. Nach 1945 erhielt sie schließlich in Hamburg ihre Zulassung, doch dem erneuten Anlauf zu einer Richterstelle wurde 1946 nicht entsprochen, weil man damals nicht wusste, wo man sie als Frau einsetzen sollte, allenfalls Vormundschaftssachen wären denkbar gewesen. Für die BGH-Stelle wurde die brillante Juristin von der Hansestadt Hamburg vorgeschlagen. Zwischenzeitlich sogar für das Bundesverfassungsgericht vorgeschlagen, blieb sie am BGH bis zum Ruhestand 1978. In ihrer Wahlheimat Karlsruhe starb Gerda Krüger-Nieland am 21. September 2000. 2009 wurde im "Juristenviertel" in Neureut-Kirchfeld eine Straße nach ihr benannt. -jsk-

Dieser Artikel erscheint in der StadtZeitung Nr. 37 am 12. September 2025. Die Inhalte der StadtZeitung schon lesen, bevor sie im Briefkasten steckt: Im ePaper sind alle Ausgaben digital verfügbar.

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12. September 2025, Presse- und Informationsamt
Stadt Karlsruhe published this content on September 12, 2025, and is solely responsible for the information contained herein. Distributed via Public Technologies (PUBT), unedited and unaltered, on September 12, 2025 at 12:41 UTC. If you believe the information included in the content is inaccurate or outdated and requires editing or removal, please contact us at [email protected]