11/14/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/14/2025 02:34
Seite teilen
Ein großer Anteil der Unternehmen in Deutschland nimmt sich bei zentralen Technologiefeldern stark abhängig von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern wahr. Das geht aus einer repräsentativen Befragung des ZEW Mannheim hervor, an der sich im September 2025 rund 1.100 Unternehmen beteiligten. Insbesondere im Bereich Software und generativer künstlicher Intelligenz (KI) fühlen sich die Unternehmen sehr abhängig - und dies noch häufiger als in den Jahren 2024 und 2021. Besonders betroffen sind große Unternehmen.
"Digitale Souveränität gilt als wichtige Voraussetzung für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen sowie die strategische Unabhängigkeit Deutschlands und Europas. Die Abhängigkeit von ausländischen - insbesondere nicht-europäischen - Anbietern und Partnern kann die digitale Souveränität von Unternehmen jedoch entscheidend einschränken", erklärt Studienleiter Dr. Daniel Erdsiek aus dem ZEW-Forschungsbereich "Digitale Ökonomie". "Digitale Souveränität beschreibt grundsätzlich die Fähigkeit, die digitale Transformation mit Blick auf Hardware, Software, Dienstleistungen sowie Kompetenzen selbstbestimmt zu gestalten. Bezogen auf digitale Technologien und Anwendungen bedeutet das, selbstständig entscheiden zu können, inwieweit man sich von Anbietern und Partnern abhängig macht."
In der Informationswirtschaft schätzen mehr als 60 Prozent der Unternehmen, dass sie in mindestens einem der acht abgefragten Technologiefelder stark von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern abhängig sind. Im Verarbeitenden Gewerbe beträgt dieser Anteil fast 50 Prozent.
Besonders häufig sehen sich Unternehmen im Bereich Software und Anwendungen sehr abhängig von nicht-europäischen Anbietern und Partnern (Informationswirtschaft: 47 Prozent, Verarbeitendes Gewerbe: 31 Prozent). Im Verlauf der letzten Jahre ist dieser Anteil gestiegen.
"Beim Thema Künstliche Intelligenz nehmen Unternehmen insbesondere im Bereich der generativen KI - wie etwa ChatGPT - Abhängigkeiten wahr. Hier fühlt sich mehr als jedes dritte Unternehmen in der Informationswirtschaft und etwa jedes vierte Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe sehr abhängig von nicht-europäischen Anbietern. Im Vergleich zu 2024 ist damit der Anteil in beiden Branchen um jeweils sechs Prozentpunkte gestiegen", so Erdsiek.
Der Anteil der Unternehmen, die sich in mindestens einem der acht abgefragten Technologiefelder stark von nicht-europäischen Anbietern oder Partnern abhängig fühlen, fällt für größere Unternehmen höher aus. Während sich in der Informationswirtschaft unter den kleinen Unternehmen (fünf bis 19 Beschäftigte) 60 Prozent sehr abhängig fühlen, beträgt dieser Wert bei den mittleren Unternehmen (20 bis 99 Beschäftigte) bereits 66 Prozent und bei großen Unternehmen (100 oder mehr Beschäftigte) sogar 74 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe sehen 44 Prozent der kleinen und 63 Prozent der großen Unternehmen starke Abhängigkeiten.
"Bei der Interpretation der Unterschiede nach Größenklassen ist allerdings zu beachten: Es handelt sich um subjektive Einschätzungen möglicher Abhängigkeiten. Kleinere Unternehmen könnten ähnlich stark von nicht-europäischen Anbietern abhängig sein wie größere, sich dieser Abhängigkeiten jedoch weniger bewusst sein. Das könnte auch daran liegen, dass sie seltener in direkten Beziehungen zu solchen Anbietern stehen oder mittelbare Abhängigkeiten weniger erkennen", erläutert Erdsiek.
Die Daten vom September 2025 wurden im Rahmen des ZEW-Branchenreports Informationswirtschaft erhoben. Dafür haben die Forschenden rund 1.100 Unternehmen in Deutschland befragt. Sie stammen aus dem Verarbeitenden Gewerbe und der Informationswirtschaft, die sich aus IKT-Branche, Mediendienstleistern und wissensintensiven Dienstleistern zusammensetzt.