WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

11/06/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/06/2025 01:44

Telemedizin ist vielversprechend für die Verbesserung der Demenzversorgung, wie eine WHO-Studie zeigt

Telemedizin und Telegesundheit können wirksame Werkzeuge sein, um Menschen mit Demenz und ihren Betreuungspersonen zu helfen, wie eine neue Studie der WHO zeigt. Eine von WHO/Europa und einer Gruppe internationaler Universitäten durchgeführte Prüfung der vorhandenen Evidenz untersuchte, inwiefern die Einbettung digitaler Gesundheitstechnologien in altersfreundliche Umfelder und gemeinschaftsnahe unterstützende Systeme Depressionen und Angstzustände verringern und das Gefühl von sozialer Isolation und Einsamkeit abschwächen kann, was wiederum bessere Resultate für Patienten und Betreuungspersonen nach sich zieht.

Telemedizin funktioniert am besten, wenn sie mit einer starken Unterstützung auf Gemeinschaftsebene kombiniert wird - von aufsuchenden Maßnahmen in ländlichen Gebieten bis hin zu lokalen Initiativen zur Förderung der sozialen Teilhabe. Derartige Ansätze verbessern nicht nur den Zugang zur Versorgung, sondern stärken auch die Inklusion, wodurch gewährleistet wird, dass Menschen mit Demenz aktive Mitglieder ihrer Gemeinschaften bleiben.

"Technologie kann, wenn sie mit Mitgefühl eingesetzt wird und die richtigen Konzepte vorhanden sind, Menschen miteinander verbinden (u. a. Patienten mit ihren Betreuungspersonen), Einsamkeit lindern und Menschen mit Demenz und ihren Familien Hoffnung geben", erklärt Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitssysteme bei WHO/Europa und Ko-Autorin der Studie. "Es handelt sich dabei nicht nur um ein Gesundheitstool. Es ist ein Handlungsappell an Regierungen und die Anbieter digitaler Gesundheitsleistungen, dafür zu sorgen, dass im digitalen Zeitalter niemand allein gelassen wird."

Eine neue Chance für die Versorgung von Demenzkranken

Traditionell wurde die Versorgung von Demenzkranken hauptsächlich durch persönliche Konsultationen gewährleistet. Die Bereitstellung einer derartigen Versorgung hat jedoch ihre Tücken, insbesondere in ländlichen Gemeinschaften, wo der Zugang zu fachärztlichen Leistungsangeboten begrenzt ist. Digitale Gesundheitstechnologien bieten neue Möglichkeiten für die Demenzversorgung. Diese reichen von der Erinnerung an die Einnahme von Medikamenten bis hin zu ausgeklügelten KI-Systemen, die Unfälle vorhersagen und verhindern sowie die Qualität und Zugänglichkeit der Versorgung verbessern sollen.

Die Studie stützt sich auf fast 100 Evidenzprüfungen und nahezu 3000 Datensätze und bietet praktische Erkenntnisse für Kliniker, Forscher, politische Entscheidungsträger und Betreuungspersonen. Die Qualität der Erkenntnisse ist jedoch unterschiedlich, was den Bedarf an weiterer Forschung unterstreicht, um eine wirksame Nutzung digitaler Tools in der Demenzversorgung zu gewährleisten.

"Die Menschen in der Europäischen Region der WHO leben immer länger, was eine gute Nachricht ist, aber infolgedessen müssen wir auch unsere Gesundheits- und Pflegesysteme darauf vorbereiten, besser auf Demenz zu reagieren und ältere Menschen besser zu unterstützen", erklärt Dr. Yongjie Yon, Fachreferent für Altern und Gesundheit bei WHO/Europa. "Digitale Technologien helfen älteren Menschen nicht nur bei der Bewältigung ihrer Symptome, sondern ermöglichen es ihnen auch, ein aktiver Teil ihrer Gemeinschaft zu bleiben. Dies ist für den Erhalt von Würde und Unabhängigkeit von entscheidender Bedeutung."

Inklusive Ansätze

Die Bevölkerung der Europäischen Region altert rasch. Die Zahl der Menschen in der Region, die 60 Jahre und älter sind, wird bis 2030 voraussichtlich 247 Millionen und bis 2050 über 300 Millionen erreichen. Die Zahl der Menschen im Alter von mindestens 80 Jahren, die am ehesten Unterstützung benötigen, wird sich bis 2050 voraussichtlich mehr als verdoppeln. Dies erfordert eine Anpassung der Gesundheits- und Pflegesysteme, da ein längeres Leben einen höheren Bedarf an Unterstützung mit sich bringen kann, einschließlich der Pflege bei Krankheiten wie Demenz.

Demenz ist die Folge einer Vielzahl von Krankheiten und Verletzungen, die das Gehirn beeinträchtigen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und kann 60-70 % der Fälle ausmachen. Demenz ist die siebthäufigste Todesursache und eine der Hauptursachen für Behinderungen und Pflegebedürftigkeit bei älteren Menschen weltweit, wobei Frauen unverhältnismäßig stark betroffen sind, sowohl direkt als auch indirekt.

Um wirksam zu sein, müssen digitale Gesundheitstools in altersfreundliche Umfelder eingebettet sein, mit starker Unterstützung vonseiten der Gemeinschaft. Dies ist auch ein zentrales Anliegen der künftigen Strategie für die Europäische Region der WHO "Altern ist Leben: Für ein Leben in Gesundheit und Wohlbefinden (2026-2030)" und des Globalen Netzwerks altersgerechter Städte und Gemeinden der WHO. Die Vorantreibung dieser Lösungen steht in Einklang mit den Zielen der Dekade der Vereinten Nationen für gesundes Altern, in deren Rahmen stärker inklusive Ansätze zur Förderung des Wohlbefindens älterer Menschen weltweit gefordert werden.

Verbesserung von Unabhängigkeit, Sicherheit und sozialer Zugehörigkeit

Digitale Technologien in der Demenzversorgung können Depressionen und Angstzustände bei Patienten lindern, die psychische und kognitive Gesundheit verbessern und auch Betreuungspersonen unterstützen, indem sie Stress reduzieren und ihr Wohlbefinden schützen.

Gleichzeitig wurden in der Studie jedoch auch einige Herausforderungen festgestellt. Ermüdung und Frustration wurden gelegentlich als negative Auswirkungen virtueller Bewertungen genannt, insbesondere unter älteren Nutzern oder Betreuungspersonen, die mit digitalen Tools weniger gut vertraut sind. Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass digitale Lösungen in der Demenzversorgung einen chancengerechten Nutzen bringen.

"Digitale Tools wie die Telemedizin können Demenz zwar nicht heilen, aber wir wissen, dass sie die Lebensqualität von Patienten und Betreuungspersonen erheblich verbessern können", erklärt Dr. David Novillo Ortiz, Regionalbeauftragter für Daten, Evidenz und digitale Gesundheit bei WHO/Europa und Ko-Autor der Studie. "Wir wissen auch, dass schon kleine Verbesserungen der psychischen Gesundheit und der sozialen Zugehörigkeit den Verfall verlangsamen und die Abhängigkeit verringern können, und genau aus diesem Grund verpflichtet sich WHO/Europa, die Länder dabei zu unterstützen, diese Tools für alle, die von ihnen profitieren können, zugänglich und verfügbar zu machen."

Die Studie zeigt auch, inwiefern die Telemedizin dazu beitragen kann, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz, ihren Familien und den Anbietern von Gesundheitsleistungen zu verbessern, indem sie Stress, Reise- und Pflegebelastung reduziert und gleichzeitig Unabhängigkeit und soziale Zugehörigkeit fördert. Remote-Tools zeigten zudem gute Ergebnisse bei Sicherheit und Symptom-Management, indem sie die Zahl der Stürze im Haus um bis zu 63 % verringerten und verhaltensbezogene wie auch psychische Herausforderungen minderten.

Der Aktionsplan zur Förderung der digitalen Gesundheit in der Europäischen Region der WHO (2023-2030) zielt darauf ab, patientenorientierte und ausbaufähige Lösungen in den Ländern und auf Ebene der Europäischen Region aufzuzeigen, um das öffentliche Gesundheitswesen und die Gesundheitssysteme im digitalen Zeitalter zu gestalten.

Der vollständige Titel der Studie lautet "Eine Übersicht über die Bewertung von Telemedizin und Telegesundheit in der Demenzversorgung: Erkenntnisse aus klinischen, psychologischen, verhaltensbezogenen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen. Anwendbarkeit der Telemedizin in der Demenzversorgung".

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