Ver.Di - Vereinte Dienstleinstungsgewerkschaft

10/07/2025 | News release | Distributed by Public on 10/07/2025 05:47

„Es reicht': SportScheck Beschäftigte streiken für Tarifbindung

07.10.2025
© dpa
SportCheck- In Berlin, Hamburg, Stuttgart, Hannover und weiteren Städten hat ver.di zum Streik aufgerufen.

Seit dem 7. Oktober 2025 stehen in mehreren Städten die Beschäftigten von SportScheck Stationär vor den Filialen statt hinter den Kassen oder an den Regalen. In Berlin, Hamburg, Stuttgart, Hannover und weiteren Städten hat ver.di zum Streik aufgerufen. Die Forderung: Die Rückkehr in den Flächentarifvertrag des Einzelhandels - und damit faire Bezahlung nach Jahren des Verzichts.

Hintergrund

SportScheck Stationär, ehemals Teil der Signa-Gruppe, wurde 2020 ausgegliedert und firmiert seither als eigenständiges Unternehmen. Nach der Insolvenz von Signa im Jahr 2023 übernahm die italienische Cisalfa Group den Sporthändler. Doch statt Stabilität zu bringen, folgte der Bruch mit der Tarifbindung: Anfang Januar 2025 kündigte das Unternehmen den Anerkennungstarifvertrag zum 30. April - entgegen vorheriger Zusagen.

Dabei hatten die Beschäftigten in einem Ergänzungstarifvertrag jahrelang Gehaltseinbußen hingenommen, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Vereinbart war, dass ab dem 1. Januar 2025 wieder die regulären Flächentarifgehälter gezahlt werden. Doch der Arbeitgeber hat sich nicht daran gehalten.

"Bodenlose Frechheit"

"Es reicht den Kolleginnen und Kollegen jetzt nach so vielen Jahren", sagt Corinna Groß, ver.di-Verhandlungsführerin und Bundesfachgruppenleiterin für den Einzelhandel.

"Sie haben mit ihrem Gehaltsverzicht das Unternehmen jahrelang unterstützt - das eingesparte Geld wurde aber vom Unternehmen nie gut investiert. Eine Rückkehr in die Tarifbindung erfolgte trotz entsprechender Zusagen nie, und auch der neue italienische Eigner hält sich nicht an den Vertrag und kündigt die Tarifbindung einfach auf. Das ist eine bodenlose Frechheit."

Corinna Groß, ver.di-Verhandlungsführerin

Verlauf der Tarifverhandlungen

Bereits am 2. Juni 2025 fand die erste Verhandlungsrunde zwischen ver.di und SportScheck Stationär in München statt. Die zentrale Forderung auch seinerzeit: Anerkennung des Flächentarifvertrags. Schon damals lagen die Positionen weit auseinander. Ein zweiter Termin wurde für den 11. Juli vereinbart, doch eine Einigung blieb aus. Seitdem wächst der Unmut in den Filialen - und nun auch der Druck auf der Straße.

ver.di fordert SportScheck Stationär auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die tarifliche Anerkennung für den Einzelhandel wiederherzustellen. "Es ist unverantwortlich, wie mit den qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bei SportScheck Stationär umgegangen wird. Cisalfa ist sich nicht bewusst, was sie da an Beratungskompetenz kaputt machen", ist sich Gewerkschafterin Groß sicher.

Auch in Karlsruhe blieb die SportScheck-Filiale in der Innenstadt am 7. Oktober geschlossen. "Bis auf zwei stehen alle Kolleginnen und Kollegen der Filiale mit uns draußen vor der Tür", sagte Rainer Weidmann, Teamleiter und Betriebsratsvorsitzender, am Vormittag.

Die Stimmung sei kämpferisch und zugleich erleichtert, erzählt er: "Es ist ein gutes Gefühl, zu zeigen: Jetzt ist Schluss. Wir wollen, dass die Geschäftsleitung merkt, dass es uns ernst ist." Passant*innen reagierten ruhig, viele blieben kurz vor dem Streikschild stehen und zogen weiter. "Ärgerlich war bisher keiner - vielleicht auch, weil viele verstehen, warum wir das tun."

Weidmann hofft, dass die Aktion Wirkung zeigt: "Ob die Italiener das jetzt gleich begreifen, weiß ich nicht - sie müssen noch lernen, wie Gewerkschaften hier in Deutschland funktionieren." Für ihn und seine Kolleg*innen ist die Forderung klar:

© ver.di
Die SportCheck Filiale in Karsruhe bleibt geschlossen - es wird gestreikt

Auch in Karlsruhe bleibt die SportScheck-Filiale in der Innenstadt heute geschlossen. "Bis auf zwei stehen alle Kolleginnen und Kollegen der Filiale mit uns draußen vor der Tür", sagt Rainer Weidmann, Teamleiter und Betriebsratsvorsitzender.

Die Stimmung sei kämpferisch und zugleich erleichtert, erzählt er: "Es ist ein gutes Gefühl, zu zeigen: Jetzt ist Schluss. Wir wollen, dass die Geschäftsleitung merkt, dass es uns ernst ist." Passant*innen reagierten bisher ruhig, viele blieben kurz vor dem Streikschild stehen und zogen weiter. "Ärgerlich war bisher keiner - vielleicht auch, weil viele verstehen, warum wir das tun."

Weidmann hofft, dass die Aktion Wirkung zeigt: "Ob die Italiener das jetzt gleich begreifen, weiß ich nicht - sie müssen noch lernen, wie Gewerkschaften hier in Deutschland funktionieren." Für ihn und seine Kolleg*innen ist die Forderung klar:

"Wir wollen einfach wieder fair bezahlt werden, so dass man davon leben kann, ohne Zweitjob. Wir wollen nicht mehr als den ganz normalen Tarif - unseren Tarif."

Rainer Weidmann, Teamleiter und Betriebsratsvorsitzender

Seit Jahren hätten die Beschäftigten auf Gehalt verzichtet, um das Unternehmen zu stützen, sagt Weidmann: "Irgendwann ist Schluss. Uns fehlen aktuell rund zwölf Prozent zum Flächentarif, und das fordern wir jetzt ein."

Die Auseinandersetzung um die Tarifbindung ist nicht die einzige Baustelle bei SportScheck. Die Belastung sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Der Betriebsratvorsitzende erklärt, dass neben dem Verkauf und Kassieren immer mehr zusätzliche Aufgaben hinzugekommen seien - etwa Warenbearbeitung, logistische Tätigkeiten, Dekoration oder Marketingaktionen. Weil in der Logistik gespart werde, müssten viele dieser Arbeiten inzwischen von den Filialteams übernommen werden. All das komme zu den eigentlichen Verkaufsaufgaben noch obendrauf.

Befragung zeigt: Zu wenig Personal, zu viel Arbeit

Nach der Insolvenz und dem Abbau zahlreicher Arbeitsplätze klagen viele Beschäftigte über steigenden Arbeits- und Zeitdruck, ständige Erreichbarkeit und wachsende Unsicherheit. Um gegenzusteuern, hat ver.di 2024 den Tarifvertrag "Gute und gesunde Arbeit" durchgesetzt. Er verpflichtet das Unternehmen, regelmäßig Befragungen mit dem DGB-Index Gute Arbeit durchzuführen und Beschäftigte aktiv in die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einzubeziehen.

Rund die Hälfte der Beschäftigten nahm an der ersten Befragung im Frühjahr 2024 teil - mit deutlichem Ergebnis: zu wenig Personal, zu viel Arbeit. Viele Beschäftigte glauben nicht, ihre Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben zu können. "Zu wenig Leute für zu viel Arbeit", sagt Andreas Kaup, Betriebsratsvorsitzender bei SportScheck Münster. Auch die zunehmende Digitalisierung habe die Belastung eher verschärft als erleichtert. "Digitale Technik kann unterstützen - aber sie ersetzt keine fehlenden Kolleginnen und Kollegen", so Kaup.

Die Streiks sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt und ausgeweitet werden. ver.di setzt dabei auf den Zusammenhalt der Belegschaft. Verhandlungsführerin Groß: "Die Kolleginnen und Kollegen der Filialen von SportScheck Stationär wollen sich das nicht gefallen lassen und zeigen nun vor den Türen des Sporthändlers, dass jetzt die Zeit des Flächentarifvertrags und der Tarifbindung wieder gekommen ist." Für viele bei SportScheck Stationär ist das mehr als eine Lohnfrage - es geht um Respekt, Verlässlichkeit und die Zukunft ihrer Arbeit.

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