German Federal Government

09/05/2025 | Press release | Distributed by Public on 09/06/2025 13:09

Ein Superrechner für die Zukunft

Auch Forschungsministerin Bär, Digitalminister Wildberger und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wüst nahmen an der Jupiter-Einweihung teil.

Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

Bei seiner Einweihung hat Bundeskanzler Friedrich Merz den ersten europäischen Exascale-Supercomputer "JUPITER" als europäisches Pilotprojekt gewürdigt. Mit dem JUPITER stehe einer der vier schnellsten Rechner der Welt in Deutschland, sagte der Bundeskanzler in seinem Grußwort.

Der JUPITER wurde vom Supercomputing Centre am Forschungszentrum Jülich entwickelt. Die Hälfte seiner Finazierung übernahm die europäische Supercomputing-Initiative EuroHPC JUsowie jeweils ein Viertel das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt und des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Kultur und Wissenschaft.

"Exascale"bedeutet Rechenleistung auf höchstem Niveau: JUPITERschafft mehr als eine Trillion Operationen pro Sekunde - so viel wie rund 10 Millionen herkömmliche Laptops. Damit öffnet JUPITER neue Möglichkeiten für Künstliche Intelligenz und wissenschaftliche Simulationen - vom schnellen Training großer KI-Modelle über realistischere Einblicke ins menschliche Gehirn bis hin zu präziseren Klima- und Wettervorhersagen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Deutschland soll KI-Nation werden: Deutschland soll eine führende Rolle in der technologischen Revolution spielen. "Wir sind stark in der KI-Forschung. Wir haben weltweit führende Forschungseinrichtungen - in einer davon stehen wir gerade hier", sagte der Kanzler. Im Koalitionsvertrag stehe bereits: "Wir wollen, dass Deutschland KI-Nation wird."
  • Souveräne Rechenkapazitäten: Deutschland verfüge bereits über eine exzellent aufgestellte Rechnerlandschaft für die Forschung. Mit JUPITER können die in Deutschland für KI verfügbare Rechenleistung um das 20-fache gesteigert werden. "Dass wir hier nicht nachlassen: Das ist eine Schlüsselaufgabe für die nächsten Jahre", sagte Merz. Deutschland und Europa brauchen souveräne Rechenkapazitäten auf dem Niveau der internationalen Wettbewerber. Das sei eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit und der Sicherheit müsse deshalb hohe Priorität haben.
  • Hightech Agenda Deutschland: Die Bundesregierung werde den Technologie-Standort Deutschland gezielt stärken. "Wir haben am 30. Juli im Bundeskabinett eine Hightech Agenda beschlossen und wir werden sie beginnend in diesem Herbst unter Federführung des neugeschaffenen Ministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt Schritt für Schritt im engen Austausch mit den Ländern und europäischen Partnern auf den Weg bringen", erklärte der Bundeskanzler.

Lesen Sie hier die Mitschrift der Rede:

Sehr geehrte Frau Prof. Lambrecht,

sehr geehrter Herr Prof. Lippert, Frau Prof. Michielsen,

Herr Ministerpräsident,

liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Landesregierung und aus der Bundesregierung,

liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Europäischen Parlament, dem Deutschen Bundestag und dem nordrhein-westfälischen Landtag,

Exzellenzen,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

auf den Tag heute vor genau 48 Jahren startet im US-amerikanischen Cape Canaveralunter den Augen der Weltöffentlichkeit die Raumsonde Voyager 1 Richtung Jupiter. Es ist ein technologischer und ein wissenschaftlicher Durchbruch und der Startschuss für neuen wissenschaftlichen Fortschritt. Es ist ein historisches Pionierprojekt.

Es ist ein reiner Zufall, dass wir gerade an diesem Jubiläumstag JUPITER in Jülich einweihen - aber ein Zufall von doch großer Symbolkraft. JUPITER - Sie haben es gesagt, Frau Prof. Lambrecht - wird in Kürze die Exascale-Benchmark überschreiten. Das bedeutet: Er wird in der Lage sein, mehr als eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde zu erbringen. Damit wir es uns vorstellen können: Das ist so viel wie etwa zehn Millionen herkömmlicher Laptops zur selben Sekunde. Zusammengeklappt ergäben diese Laptops einen Stapel von 300 Kilometer Höhe.

Meine Damen und Herren, damit wird die Dimension dessen deutlich, was wir hier heute miterleben dürfen. JUPITER ist der erste europäische Supercomputer und der erste außerhalb der USA, der nachweislich dieses Level erreicht. Er ist einer der vier schnellsten Rechner der Welt - Sie haben es gesagt -, und er steht ab heute in Deutschland. Das heißt, wir sind heute gemeinsam Zeitzeugen eines historischen europäischen Pionierprojekts: JUPITER -"Joint Undertaking Pioneer for Innovative and Transformative Exascale Research". Der Name ist genau das Programm.

Ich möchte gleich zu Beginn sagen, meine Damen und Herren: Herzlichen Dank all denen, die diese Pionierleistung bis heute und hierher möglich gemacht haben, die es fertiggebracht haben, JUPITER in der von Ihnen auch genannten Rekordzeit von zwei Jahren aufzubauen und heute in Betrieb zu nehmen; zuvorderst den Forscherinnen und Forschern, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Forschungszentrum Jülich und hier vor allem am Jülich Supercomputing Center; den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Unternehmen ParTec und Eviden sowie des Projektsteuerers EuroHPC. Sie haben die Weichen gestellt für die Innovationen, die durch diesen Supercomputer jetzt erst möglich werden und die wir uns heute zum großen Teil wahrscheinlich noch gar nicht vorstellen können. Darauf deuten jedenfalls die technologischen Sprünge hin, die in den vergangenen Jahren erreicht worden sind, vor allem im Bereich des Quantencomputing und im Bereich künstlicher Intelligenz. Es ist sehr gut möglich, dass wir im Rückblick eines Tages die 20er-Jahre des 21. Jahrhunderts als das KI-Jahrzehnt unserer Zeit gelten lassen werden.

Eine ganz wesentliche, gestaltende Rolle zu spielen in dieser technologischen Revolution - das muss unser Anspruch an uns selbst in Deutschland sein, als traditionsreiche Wissenschaftsnation, aber auch als Industrienation, und zwar teilzuhaben in führender Rolle. Wir haben das in unserem Koalitionsvertrag auch so aufgeschrieben und es auf einen einfachen Satz gebracht: Wir wollen, dass Deutschland KI-Nation wird. Nicht allein, aber ganz besonders mit dem heutigen Tag deutet vieles darauf hin, dass die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes, dass aber auch unsere technologische Souveränität davon abhängt, ob und dass uns das gelingt.

Im Augenblick liefern sich die Vereinigten Staaten von Amerika und die Volksrepublik China ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Wettbewerb um künftige Marktanteile in einer KI-gestützten Weltwirtschaft. Aber wir in Deutschland und Europa haben alle Chancen aufzuholen und dann mitzuhalten: Wir sind stark in der KI-Forschung. Wir haben weltweit führende Forschungseinrichtungen; in einer davon sitzen wir gerade. Wir haben weltweit angesehene Universitäten. Wir haben dynamische und erfolgreiche KI-Start-ups, zum Beispiel DeepL im Bereich der maschinellen Übersetzung, zum Beispiel Black Forest Labs im Bereich der Bilderzeugung, zum Beispiel Helsing im Bereich der Sicherheit und Verteidigung.

Bereits jetzt haben wir eine für die Forschung exzellent aufgestellte Rechnerlandschaft, die mit dem heutigen Tag noch einmal besser geworden ist. Ich habe gelernt, dass wir allein mit JUPITER die in Deutschland für KIverfügbare Rechenleistung heute um das 20-Fache gesteigert sehen werden. Dass wir hier nicht nachlassen, meine Damen und Herren, ist eine Schlüsselaufgabe für die nächsten Jahre. Wir brauchen in Deutschland und in Europa insgesamt souveräne Rechenkapazitäten auf dem Niveau der internationalen Wettbewerber. Das ist eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit genauso wie der Sicherheit unseres Landes. Genau deshalb muss das jetzt eine hohe Priorität haben.

Die Europäische Kommission - wir freuen uns, dass Sie bei uns sind, Frau Kommissarin - hat darum - viele von Ihnen hier werden das wissen - im Frühjahr den Aufbau von bis zu fünf AI Gigafactories in Europa angekündigt. Ich will es sehr deutlich und sehr klar von dieser Stelle aus sagen: Holen wir uns mindestens eine davon nach Deutschland! Eine Reihe von sehr leistungsstarken Konsortien aus Deutschland hat sich auf den Weg gemacht und ihr Interesse in Brüssel bereits bekundet. Das Forschungszentrum Jülich ist prominent beteiligt. Wenn die Konsortialpartner jetzt ihre Ansätze bündeln, dann sind die Aussichten sehr gut, dass wir uns durchsetzen können gegen die starke europäische Konkurrenz; denn wir haben ja eine lange und starke Tradition, wenn es darum geht, Maschinen von Weltrang zu bauen. So hat es mir vor einigen Wochen Jensen Huang, der Chef von Nvidia, in Berlin bei einem Besuch im Kanzleramt einmal gesagt: Maschinenbau - das könnt ihr in Deutschland; denn ihr könnt Perfektion. Ihr könnt damit auch den Bau von Rechenzentren, den Bau von Gigafactories.

Genau so müssen wir es angehen: Verknüpfung unserer Kernkompetenzen - Maschinenbau, Robotik, Automobil- und Chemieindustrie, Cleantech, Medizin usw. - mit der KI-Forschung. Dann können und werden wir als Industrienation wieder und noch für lange Zeit ganz vorne mitspielen. JUPITER ist ein eindrucksvoller Beweis, dass es geht. Ich bin sicher, viele weitere Beweise werden dem noch folgen.

Wir werden in diesem Sinne auch in der Bundesregierung ehrgeizig vorangehen in der Stärkung des Technologiestandorts Deutschland. Wir haben am 30. Juli im Bundeskabinett eine Hightech-Agenda beschlossen. Wir werden sie, beginnend in diesem Herbst, unter Federführung des neugeschaffenen Ministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt in der Verantwortung der dafür zuständigen Bundesministerin Dorothee Bär Schritt für Schritt im engen Austausch mit den Ländern und unseren europäischen Partnern auf den Weg bringen.

Damit Hand in Hand geht ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Stärkung unserer Forschungs- und Innovationslandschaft. Ich will Ihnen nur einige wenige nennen: Wir werden die Innovationsakteure in unserem Land von überflüssiger Förderbürokratie entlasten. Wir haben nicht ohne Grund auch deshalb ein eigenständiges Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung in unserem Land eingerichtet, das über sämtliche dafür notwendige Kompetenzen verfügt. Ich freue mich sehr, dass der zuständige Bundesminister, Karsten Wildberger, heute nicht nur bei uns ist, sondern sich auch die Zeit nimmt, seinen heutigen Geburtstag mit uns zu feiern, lieber Karsten Wildberger.

Wir arbeiten an Öffnungs- und Experimentierklauseln. Wir arbeiten an Reallaboren. Wir arbeiten an neuen Finanzierungsinstrumenten für Forschung und Entwicklung. Wir arbeiten an der Stärkung des deutschen Wagniskapitalmarktes. Und wir werden die Rahmenbedingungen für Wissenschaft und Forschung insgesamt besser machen, damit wir die besten Köpfe für Deutschland gewinnen und vor allem auch in Deutschland halten können. Sie alle, meine Damen und Herren, wissen: So beeindruckend JUPITER als technische Anlage ist -ohne die Menschen, die sie bedienen, die sie entwickeln und die sie nutzen für ihre brillanten Ideen, wäre diese Anlage nicht viel wert.

Lassen Sie mich darum an Ihre Adresse sagen, an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier im Forschungszentrum Jülich, an alle diejenigen, die daran mitgewirkt haben, dass wir uns heute zu diesem Festakt treffen können: Ihre Leidenschaft und Ihre Exzellenz bringen uns als Land voran. Sie verdienen dafür nicht nur Wertschätzung an einem Tag wie heute, sondern auch exzellente Karriereperspektiven und exzellente Forschungsinfrastrukturen in Deutschland. Daran arbeiten wir, und die wollen wir.

Ich will, dass wir das alles mit den größten Ambitionen umsetzen: die Bundesregierung im Schulterschluss mit den Ländern, aber auch mit der Europäischen Union - ich will ganz besonders hervorheben, insbesondere in diesem Bereich, die enge Zusammenarbeit mit unseren französischen Nachbarn, die sehr daran interessiert sind, mit uns diese Themen gemeinsam voranzubringen -, aberauch mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung, aus der Wirtschaft und der Verwaltung. JUPITER ist ein Beispiel dafür, wie diese Partnerschaft laufen und was daraus entstehen kann: echte Pionierarbeit, technologischer und wissenschaftlicher Fortschritt, der im besten Fall ausstrahlt auf unsere ganze Gesellschaft.

Meine Damen und Herren, Ihre Arbeit hier im Forschungszentrum Jülich ist auch ein Beweis dafür, was wir eigentlich schon wissen, nämlich ein Beweis dafür, wie viel Zukunftskraft in unserem Land steckt, wie innovationsstark und wie lernfähig unsere freiheitliche und offene Gesellschaft in der Tat ist.

Es ist darum auch persönlich meine tiefste Überzeugung: Die Welt um uns herum mag sich in raschem Tempo tiefgreifend verändern. Wir, in Deutschland und in Europa, können diesen Epochenbruch, den wir erleben, gleichwohl mit allem Selbstbewusstsein begegnen und ihn auch mitgestalten. Dafür steht Europa, vor allen Dingen die Europäische Union. Europa steht für freie Wissenschaft, für offene Märkte mit marktwirtschaftlichem Wettbewerb. Europa steht für Innovationsgeist, der immer rückgebunden ist an den Willen, die Dinge wirklich besser zu machen, und zwar im besten Fall nicht nur für uns, sondern für die Menschheit insgesamt besser zu machen.

Wenn Sie, meine Damen und Herren, hier in diesem Sinne weiterarbeiten auf dem Niveau, auf dem Sie das tun, wenn wir in der Politik auf nationaler und europäischer Ebene, auch auf der Ebene von Bund und Ländern gemeinsam fortfahren, die Prioritäten richtig zu setzen - auf technologische Souveränität, auf Innovationsfreiheit, auf Wissenschaftsfreiheit, auf die Unternehmen und deren Wettbewerbsfähigkeit -, dann haben wir alle Chancen und alle Möglichkeiten, dass die Zukunft für uns auch ökonomisch gut und sogar besser wird in Deutschland und in Europa.

In diesem Sinne, Frau Prof. Lambrecht, begleiten wir das, was hier heute gezeigt wird und technologisch geschieht, mit größter Neugier. Wir begleiten das, was Sie persönlich tun und wie Sie engagiert für diese Innovation sind, mit größter Sympathie. Viel Erfolg für Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!

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