11/05/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/05/2025 02:46
ESA
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Die Copernicus-Sentinel-1-Mission besteht aus zwei identischen Satelliten, die sich auf derselben Erdumlaufbahn befinden und alle sechs Tage die gesamte Erdoberfläche erfassen. Sentinel-1D ist am 4. November 2025 um 22:02 Uhr MEZ (18:02 Uhr Ortszeit) mit einer Ariane 6-2-Rakete in Kourou (Französisch-Guayana) gestartet. Er wird nach einer überlappenden Betriebsphase den im All befindlichen Satelliten Sentinel-1A ersetzen. Zusammen mit Sentinel-1C, der 2024 gestartet ist, bilden sie in Zukunft das neue Satellitenpaar. Die Deutsche Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) begleitet das Copernicus-Programm im Auftrag des Bundes auf europäischer Ebene und unterstützt die Nutzung in Deutschland durch konkrete Maßnahmen. Das Radarinstrument auf Sentinel-1D wurde von Airbus in Friedrichshafen gebaut. Institute des DLR in Oberpfaffenhofen unterstützen bei der Kalibrierung der Radarinstrumente.
Copernicus ist das größte und erfolgreichste Erdbeobachtungsprogramm in Europa. Es besteht aus mehreren parallelen Missionen. Die Sentinel-1-Mission ist mit einem speziellen Radarinstrument ausgestattet (SAR - Synthetic Aperture Radar), das hochauflösende Bilder erzeugen kann. Sie werden bei Tag und Nacht unabhängig von Wolkenbedeckung aufgenommen und decken den gesamten Planeten ab. Bilder von Sentinel-1 werden für zahlreiche Anwendungsfälle bei der globalen Überwachung von Landflächen und Ozeanen benötigt. Beispiele sind die Forschung zum Klimawandel, Umweltmanagement, Katastrophenhilfe, beispielsweise bei Überflutungen, die Detektion kleinster Bewegungen der Erdoberfläche wie Hebungen, Senkungen und langsame Rutschungen sowie das Erkennen von Ölverschmutzung und Schiffen und deren Bewegungen.
So konnte kürzlich durch die Daten der Sentinel 1-Mission gezeigt werden, dass ungefähr 75 Prozent der globalen Fischfangflotten bisher für öffentliche Ortungssysteme unsichtbar waren. Nicht alle Schiffe sind gesetzlich verpflichtet, ihre Position zu übermitteln. Jedoch können Schiffe, die nicht in öffentlichen Überwachungssystemen erfasst sind, eine Herausforderung für den Schutz und das Management der natürlichen Ressourcen der Meere oder auch für die Sicherheit auf den Meeren darstellen. Satellitendaten bieten hier, wie auch in vielen anderen Bereichen, eine große Hilfe.
An der Inbetriebnahme des Satelliten wirken zudem Teams am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen mit.
Das DLR SAR Calibration Center am DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme ist seit 2014 die zentrale Kalibriereinrichtung für Sentinel-1. Wie schon für Sentinel-1A, -1B und -1C wird auch das Synthetic Aperture Radar (SAR) System auf Sentinel-1D nach dem Start von Oberpfaffenhofen aus kalibriert. Nach dem Check-Out des Satelliten und den ersten funktionalen Tests wird das SAR-Instrument in einem minutiös geplanten Messprogramm genauestens vermessen. Dabei kommen die sehr erfolgreichen Konzepte und Verfahren von TerraSAR-X und TanDEM-X zum Einsatz, die vom Kalibrierteam des DLR-Instituts für Sentinel-1 weiterentwickelt und auch in der Genauigkeit verbessert wurden. Herzstück des SAR Calibration Center sind hochgenaue ferngesteuerte Referenzziele, so genannte Transponder und Winkelreflektoren, die verteilt über einen mehr als 100 Kilometer breiten Streifen westlich von München als "Eichnormale" betrieben werden.
Das Earth Observation Center (EOC) des DLR führt die geometrische Justierung des Radar-Instrumentes mit Hilfe von Radarreflektoren am Boden durch, prüft dessen Bildqualität, bestimmt den Rauschpegel über ruhigen und damit dunkel erscheinenden Meeresoberflächen und stellt sicher, dass die gewonnenen Radaraufnahmen die sehr hohen Anforderungen für die interferometrische Auswertung der Daten erfüllen. Dies geschieht sowohl vor der Inbetriebnahme des Satelliten im All, wie auch während seiner gesamten Lebensdauer.
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Interferometrie |
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Mit Interferometrie werden alle Messmethoden bezeichnet, die die Überlagerung oder Interferenz von Wellen nutzen. Üblicherweise sind das Licht-, Schall-, oder wie im Beispiel von Sentinel 1-D Radarwellen. Bei dieser Radarinterferometrie mit Sentinel-1 werden zwei zeitlich versetzt, aus der gleichen Position aufgenommene Radarbilder verglichen. Aus der leicht unterschiedlichen Entfernung zu gleichen Objekten in den zwei Bildern können kleinste Bewegungen der Erdoberfläche errechnet werden. Überwacht man solche Bewegungen über einen längeren Zeitraum hinweg, lässt dies wichtige Rückschlüsse zu. So kann ermittelt werden, wo Infrastruktur durch kontinuierliche Bodenabsenkungen gefährdet wird, wo Berghänge in Bewegung geraten, oder ob vermeintlich inaktive Vulkane wieder aktiv werden könnten. |
Copernicus - ein gemeinsames Programm von EU und ESA
Copernicus ist ein gemeinsames Programm der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Die EU betreibt mit dem Programm satellitengestützte Informationsdienste für Landoberflächen (CLMS), Ozeane (CMEMS), Atmosphäre (CAMS), Katastrophen- und Krisenmanagement (CEMS), Klimawandel (C3S) und zivile Sicherheit (CSS). Auch immer mehr deutsche Behörden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie innovative Unternehmen arbeiten mit Copernicus-Daten. Grundlage all dieser Anwendungen und Dienste sind sechs Satellitenfamilien, die so genannten Sentinels - zu Deutsch "Wächter" -, die von der ESA zusammen mit der Europäischen Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT) betrieben werden. Die Sentinels stellen eine gewaltige Menge an Bildern und Messungen bereit, die für alle Nutzerinnen und Nutzer kostenfrei verfügbar gemacht werden. Dadurch sind in Deutschland und ganz Europa zahlreiche neue behördliche Anwendungen und privatwirtschaftliche Produkte entstanden. Diese Entwicklung schreitet weiter voran.
Zudem werden derzeit weitere sechs Missionen vorbereitet, die die Copernicusflotte in den kommenden Jahren sukzessive erweitern werden. Darunter auch die Mission "Copernicus Anthropogenic Carbon Dioxide Monitoring Mission" (CO2M), die ab 2026 globale Treibhausgasemissionen messen soll. In Copernicus werden auch Satellitendaten von Dritten einbezogen, so etwa Daten der deutschen Satelliten TerraSAR-X und TanDEM-X. Datenportale wie die "Copernicus Data and Exploitation Platform - Deutschland" - kurz CODE-DE - sichern Nutzerinnen und Nutzern einen unkomplizierten Zugang zu den Erdbeobachtungsdaten und Verarbeitungsmethoden.