10/18/2025 | Press release | Distributed by Public on 10/19/2025 22:29
Der Publizist und Architektur-Professor Philipp Oswalt wurde am 16. Oktober 2025 während der internationalen Konferenz "62nd International Making Cities Livable" im Potsdamer Maxx Hotel Sanssouci an seiner journalistischen Arbeit gehindert und des Veranstaltungsortes verwiesen.
Oswalt hatte sich ordnungsgemäß als Pressevertreter akkreditiert und vom Veranstalter, dem US-amerikanischen Institute for Livable Cities Inc. (IMCL), eine schriftliche Zusage über eine Presseakkreditierung und Teilnahme an der Konferenz erhalten. Diese liegt der dju vor. Wenige Tage vor Beginn der Konferenz wurde diese Zusage jedoch ohne nachvollziehbaren Grund widerrufen - unter dem Vorwand, die Veranstaltung sei "ausgebucht".
Vor Ort zeigte sich allerdings, dass zahlreiche Plätze frei waren. Zudem fand auch keine Eingangskontrolle statt. Im Verlauf der Veranstaltung wurde Oswalt vom Executive Director des IMCL "entdeckt" und dann öffentlich aufgefordert, den Raum zu verlassen. Ihm wurde mit der Einschaltung der Polizei gedroht, falls er der Aufforderung nicht nachkomme. Der Veranstalter fertigte zudem mehrere Fotos von Oswalt an, wogegen dieser umgehend Widerspruch einlegte und die Veröffentlichung untersagte. Anschließend sprach der Veranstalter ein Hausverbot aus. Kurz darauf traf die Polizei ein, stellte jedoch kein Fehlverhalten des Journalisten fest und erhob keine Personalien. Eine Mitarbeiterin des Veranstalters filmte das Gespräch mit der Polizei - auch dagegen legte Oswalt Einspruch ein, der von den anwesenden Polizeibeamten unterstützt wurde.
Nach Einschätzung des Journalisten steht der Ausschluss in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner kritischen Berichterstattung über rechtspopulistische Strömungen im Architekturdiskurs, die von einem deutschen Mitorganisator der Konferenz vertreten werden.
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di Berlin-Brandenburg bewertet den Vorgang als gezielte Behinderung der freien Berichterstattung und damit als Eingriff in die durch Artikel 5 Grundgesetz geschützte Pressefreiheit. Die Eingriffe manifestierten sich in mehreren Schritten: Trotz vorheriger Akkreditierungszusage erfolgte der Ausschluss von der Veranstaltung - was den Anschein einer politisch motivierten Ausladung erweckt. Es kam erst zur Verweigerung des Zutritts, als der Journalist in einem spärlich besetzten Panel Platz genommen hatte und zur Androhung polizeilicher Maßnahmen, gefolgt von einem Hausverbot und dem Versuch der Einschüchterung durch einen Polizeieinsatz ohne rechtliche Grundlage. Die Situation wurde durch unzulässige Bildaufnahmen zusätzlich verschärft.
"Philipp Oswalt wurde ohne rechtliche Grundlage aus einer Veranstaltung ausgeschlossen und durch Drohungen sowie unzulässige Aufnahmen eingeschüchtert", erklärt Jörg Reichel, Geschäftsführer der dju in ver.di Berlin-Brandenburg. "Der Veranstalter kann sich nicht die Presse aussuchen, die über sie berichten darf. Pressefreiheit gilt auch für kritische Stimmen. Solche Einschränkungen sind inakzeptabel."
Die dju fordert die Veranstalter auf, die unrechtmäßig angefertigten Aufnahmen zu löschen und künftig den freien Zugang für Medienvertreterinnen und -vertreter sicherzustellen.
Jörg Reicheldju-Landesgeschäftsführer030/88 66-54 08030/88 66-59 [email protected]öpenicker Straße 3010179 Berlin