German Federal Chancellor

09/05/2025 | Press release | Distributed by Public on 09/06/2025 12:55

Handwerk gestaltet Deutschlands Zukunft

In seiner Festrede zum 125-jährigen Bestehen der Handwerkskammer Südwestfalen hob Bundeskanzler Merz die Bedeutung des Handwerks für die Region und ganz Deutschland hervor: Es seien "im wahrsten Sinne des Wortes die Leistungsträgerinnen und Leistungsträger unseres Landes". Dabei präge das Handwerk nicht nur Wirtschaft und Ausbildung, sondern auch das gesellschaftliche Leben - vom Sportverein bis zum Schützenfest.

Die Bundesregierung sehe sich in einem "Epochenbruch", in dem alte Gewissheiten schwinden und neue Herausforderungen entstehen. Deshalb sei es wichtig, verlässliche Rahmenbedingungen für Betriebe zu schaffen - durch Bürokratierückbau, Fachkräftesicherung und Investitionen in Infrastruktur, so der Bundeskanzler.

Die Organisation über Handwerkskammern hat in Deutschland eine lange Tradition. Mit einem Jahresumsatz von rund 765 Milliarden Euro, einer Million Betrieben und 5,6 Millionen Beschäftigten trägt das Handwerk wesentlich zur deutschen Wirtschaftsleistung bei. Ein Hauptteil der Arbeit wird dabei in den Kammern und Verbänden ehrenamtlich geleistet.

Sehr geehrter Herr Präsident der Handwerkskammer Südwestfalen,

Vizepräsidenten,

Herr Geschäftsführer, lieber Hendrik Schmitt,

Herr Regierungspräsident,

Herr Landrat,

stellvertretend für die Bürgermeister,

lieber Wolfgang Fischer,

liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem nordrhein-westfälischen Landtag und dem Deutschen Bundestag,

liebe Silbermeisterinnen und -meister,

liebe Handwerkerinnen und Handwerker,

meine Damen und Herren,

herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung! Ich möchte von meiner Seite aus - er hört den Titel nicht so gern, aber ich nenne ihn trotzdem - den Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks ganz herzlich begrüßen. Lieber Jörg Dittrich, herzlich willkommen im Hochsauerlandkreis, in Olsberg in Südwestfalen! Ich sage das deshalb, weil Sie heute zum ersten Mal hier sind. Wir sind uns in den vergangenen Jahren oft begegnet und treffen einander in Berlin regelmäßig. Wir haben uns auch schon in Dresden getroffen, in Ihrem Kammerbezirk. Ich freue mich, dass Sie heute den Weg hierher gefunden haben. Ich würde Sie gern einladen, das nicht mit dem heutigen Tag bewenden zu lassen; ich würde Sie gern einladen, auch einmal in das Berufsbildungszentrum nach Arnsberg zu kommen, das Michaela Padberg gerade schon ausführlich beschrieben hat. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass Sie hier sind. Ich darf Ihnen, meine Damen und Herren, etwas sagen. Wir sind 125 Jahre alt. In der ganzen Bundesrepublik Deutschland einschließlich der neuen Bundesländer gibt es nur sechs Kammern, die älter sind. Eine davon ist die Handwerkskammer Dresden. Wir freuen uns, dass wir heute einen Vertreter einer noch älteren Handwerkskammer hier in Olsberg begrüßen dürfen. Schön, dass Sie da sind!

Meine Damen und Herren, gewöhnlicherweise wirft man bei großen Jubiläen einen dankbaren Blick zurück und nennt das Ganze Leistungsbilanz. Ich bin heute in der glücklichen Lage, diese Leistungsbilanz der Handwerkskammer Südwestfalen nicht nur ansprechen zu können, sondern Ihnen sagen zu dürfen: Ich habe wesentliche Teile davon selbst miterlebt, nicht 125 Jahre, auch nicht die Hälfte, aber schon ein rundes Drittel und mehr. Denn ich bin in dieser Region hier groß geworden. Ich habe die Entwicklung der Handwerkskammer aus nächster Nähe mitverfolgt. Von den 125 Jahren, die diese Region auch durch das Handwerk geprägt worden ist, habe ich immerhin rund die Hälfte miterlebt. Deswegen kann ich sagen: Diese Region gehört auch deshalb zu den schönsten, wirtschaftsstärksten und lebenswertesten Regionen der ganzen Bundesrepublik Deutschland, weil sie eine der handwerksstärksten Regionen der Bundesrepublik Deutschland ist. Dazu möchte ich Ihnen einfach ganz herzlich gratulieren und Ihnen Dank dafür sagen.

Denn Sie sind es, es sind Tausende von Handwerkerinnen und Handwerkern, unterstützt von der Kammer und auch den Innungen, die jeden Tag Häuser und Straßen bauen, Kabel verlegen, Brötchen backen, Wände streichen, Möbel tischlern und viele andere Handwerksdienstleistungen mehr erbringen. Sie bilden gleichzeitig junge Menschen aus und führen sie an spannende Berufe heran. Sie geben ihnen Arbeit, und zwar eine Arbeit, bei der man am Ende des Tages sieht, was man geschaffen haben. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes die Leistungsträgerinnen und Leistungsträger unseres Landes, und das nicht nur im Beruf, in der Ausbildung, in der Fortbildung. Sie sind auch ganz häufig und überproportional diejenigen, die in unseren Regionen, gerade in den ländlichen Regionen, die Vereine maßgeblich prägen. Ohne die aktiven Handwerkerinnen und Handwerker in den Sportvereinen, den Schützenvereinen und in vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen und Vereinen wäre unser Leben weniger lebenswert. Auch dafür herzlichen Dank, dass Sie in vielfältiger Weise in Ihrer Freizeit diese Arbeit für uns, für unsere Region leisten!

Nun wollen Sie und wollen wir trotz allen diesen beachtlichen Verdiensten und dieser beachtlichen Leistungsbilanz nicht nur dankbar zurückblicken, sondern auch nach vorn schauen. Wie geht es weiter? Wie können wir die Zukunft unserer Region weiter gestalten? Wie geht es im Betrieb weiter? Wie geht es in der Familie weiter? Wie geht es im Ort, im Dorf, in der Stadt, in der Gemeinde weiter?

Sie wissen, dass wir alle in der Bundesrepublik Deutschland uns diese Frage häufig stellen, dass wir uns in der Bundesrepublik insgesamt diese Frage stellen müssen und dass selbstverständlich auch wir als Bundesregierung uns diese Frage stellen. Denn die Welt um uns herum verändert sich in diesen Tagen, Monaten und Jahren so grundsätzlich und mit einer so hohen Geschwindigkeit, dass alte Gewissheiten oftmals verloren gehen und neue Unsicherheiten entstehen. Wenn wir aber den Anspruch haben - und den Anspruch haben wir, die Bundesregierung, und auch ich ganz persönlich habe ihn -, dass wir ein lebenswertes, ein leistungsstarkes und ein sicheres Land und ein innovativer Wirtschafts- und Industriestandort bleiben wollen, dann müssen wir heute sehr konkrete politische Antworten auf genau diese Fragen geben.

Wie können wir die Zukunft unseres Landes weiter gestalten? Diese Frage betrifft alle Ebenen, die Wirtschaftspolitik genauso wie die Außen- und Sicherheitspolitik, die Sozialpolitik und die Migrationspolitik. Ich sage es bewusst mit einem Wort, das der Bundespräsident vor einigen Jahren gesagt hat, als wir zuerst mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert wurden. Er spricht nicht nur von der Zeitenwende, sondern vom Epochenbruch. So empfinde auch ich es. Denn der Epochenbruch, den wir im Augenblick erleben und dessen ganzes Ausmaß wir vermutlich erst in einigen Jahren in der Rückschau richtig verstehen werden, macht an den Grenzen unseres Landes, an den Landesgrenzen von Nordrhein-Westfalen, an den Grenzen von Südwestfalen oder an den Kreisgrenzen des Hochsauerlandkreises nicht halt.

Wir hatten, meine Damen und Herren, in Deutschland in den vergangenen rund 30 Jahren das große und geradezu historische Glück einer weltpolitischen Lage, die sich zu unseren Gunsten entwickelt hat, ohne dass wir viel dafür haben tun müssen. Die Jahre 1990 und 1991 wurden oft als das Ende der Geschichte bezeichnet, mit dem Untertext: Jetzt ist alles gut, und jetzt ist alles entschieden. All die großen Entscheidungen der Politik für Demokratie, Marktwirtschaft und offene Gesellschaften sind getroffen. Die Politik steht vor der dankbaren Aufgabe, jetzt nur noch kleinere Korrekturen vornehmen zu müssen. Diese Einschätzung hat sich als ein großer Irrtum erwiesen. Die 30 Jahre seither sind nicht das Ende der Geschichte gewesen, sondern eine kleine Episode der Geschichte. Mit den harten Realitäten der Zeit von heute sind wir spätestens seit dem Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine konfrontiert. Wir haben es in diesen 30 Jahren Friedensdividende genannt. Wir haben geglaubt, dass wir für Freiheit und Frieden, für Sicherheit, für wirtschaftliches Wachstum und für soziale Sicherheit kaum noch Grundsatzentscheidungen treffen müssten. Diese 30 Jahre haben uns auch häufig vergessen lassen das muss man sagen, wenn wir ehrlich miteinander sind , wie wertvoll Freiheit, Sicherheit und Wohlstand sind und welche Arbeit es bedeutet, dies alles zu erhalten. Sie haben uns vergessen lassen, mit welchen Anstrengungen Verteidigungsfähigkeit, wirtschaftliches Wachstum, soziale Sicherheit und nicht zuletzt Einfluss in der Welt verbunden sind.

Wir müssen uns also jetzt sehr schnell auf eine neue Lage ausrichten und in neuen Zusammenhängen denken. Ich meine das vor allem im Hinblick auf die Zukunftsfragen, vor denen wir heute stehen und auf die wir Antworten geben müssen, als Gesellschaft insgesamt, aber eben auch in der Politik. Wir können diese Antworten nicht nur von Berlin aus geben. Viel wichtiger ist: Wir müssen sie suchen, und zwar in Gesprächen mit vielen, die dieses Land jeden Tag, wie wir so salopp sagen, am Laufen halten. Wir müssen sie auch im Gespräch und im Schulterschluss mit Ihnen suchen, mit dem deutschen Handwerk, mit der Wirtschaft, mit der Industrie, mit den Sozialpartnern, mit all denen, die in Deutschland, ob verfasst oder nicht verfasst, Verantwortung tragen. Das deutsche Handwerk gehört genauso dazu wie der deutsche Mittelstand, Institutionen, für die der Standort lebensentscheidend ist, die nicht auf ausländische Standorte ausweichen können, sondern darauf angewiesen sind, dass Deutschland funktioniert. Das ist Ihre Lebenswirklichkeit und Ihr Berufsalltag.

Meine Damen und Herren, Ihre Betriebe - ich sage das wirklich aus voller Überzeugung und nicht nur, weil ich heute hier bin - verdienen die allerbesten Rahmenbedingungen, um dieser Aufgabe der Zukunft gerecht werden zu können, in denen sich Leistung lohnt, in denen sich Einsatz lohnt und in denen sich Handwerk lohnt. Trotzdem wissen wir, dass die Wahrheit ist: Die realen Bedingungen, unter denen wir arbeiten, unter denen Sie arbeiten, sind schon lange ganz andere. Sie alle können ein Lied von Bürokratie, lebensferner Regulierung, steigenden Kosten, mangelnder Wertschätzung und nicht zuletzt sehr hohen Energiepreisen singen. Wir in der Bundesregierung wissen das. Wir sind genau deshalb angetreten, Wachstum, Beschäftigung, ja, nicht nur das, sondern auch Zuversicht und Mut für unser Land zurückzugewinnen.

Wir haben seit vielen Jahren kein echtes Wachstum mehr. Die Produktivität in Deutschland stagniert seit zehn Jahren. Der erste Schritt der Besserung liegt also darin anzuerkennen, dass wir es nicht nur mit einer vorübergehenden konjunkturellen Schwächephase zu tun haben, sondern mit einer strukturellen Wachstumskrise unserer Volkswirtschaft. Darüber darf auch der relativ gute Start der Konjunktur zu Beginn des Jahres 2025 nicht hinwegtäuschen. Strukturelle Wachstumskrise ist das Resultat von Fehleinschätzungen und falschen Entscheidungen nicht nur, aber auch in der Politik.

Wir haben deshalb in der Koalition mit den Sozialdemokraten versucht, eine Startrampe für neues wirtschaftliches Wachstum in den nächsten Jahren zu bauen. Aus genau diesem Grund haben wir zu Beginn unserer Amtszeit ein Sofortprogramm mit Investitionsanreizen durch schnellere Abschreibungen, bessere Forschungsförderung, steuerliche Entlastungen für Kapitalgesellschaften und einen abgesenkten Thesaurierungssteuersatz für Personenunternehmen auf den Weg gebracht. Das haben wir schon am 14. Juli durch den Bundesrat gebracht. Rund ein Viertel der deutschen Handwerksbetriebe ist davon unmittelbar betroffen, meine Damen und Herren.

Aber das alles reicht nicht. Wir sind mitten in der Aufstellung der beiden Haushalte 2025 und 2026. Noch haben wir keinen verabschiedeten Bundeshaushalt für das laufende Jahr. Gleichzeitig planen wir den Bundeshaushalt für das Folgejahr. Weil das so kompliziert ist, haben wir uns trotz mancher Kritik entschlossen, schon vorab ein sogenanntes Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaschutz auf den Weg zu bringen, um dem Sanierungsstau in unserem Land zu begegnen. Ja, man kann das alles mit Fug und Recht kritisieren. Aber wenn es richtig ist, dass wir einen solchen massiven Sanierungsstau haben - Sie alle sehen diesen Sanierungsstau in Ihren Handwerksbetrieben vermutlich jeden Tag viel deutlicher, als wir ihn aus der politischen Perspektive heraus sehen -, dann brauchen wir einen Befreiungsschlag, und ihn versuchen wir. Mit 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre ermöglicht das sogenannte Sondervermögen der Bauwirtschaft zum Beispiel, Kapazitäten aufzubauen, sodass die Straßen, Schienen, Brücken, Schulgebäude und Krankenhäuser schnell gebaut werden können.

Ich will allerdings auch hinzufügen, meine Damen und Herren: Das ist bei Weitem nicht alles, was wir leisten müssen. Das ist genau genommen und bei Licht betrachtet nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 500 Milliarden Euro für zwölf Jahre, das hört sich nach viel an. Es sind aber nur 40 Milliarden Euro pro Jahr und damit nur ein Bruchteil der Investitionen, die notwendig sind, um unsere Zukunft wirklich ernsthaft gestalten zu wollen.

Zusammengenommen: Es liegt bereits ein beachtliches Stück Arbeit hinter uns, aber das größere liegt vor uns. Wir müssen Prioritäten setzen, vor allem für die nächsten dreieinhalb Jahre. Wir machen deshalb Politik mit dem ganz einfachen dreifachen Ziel: Planungssicherheit, Planungsbeschleunigung und Entlastung für Unternehmen in der ganzen Breite. - Das hört sich sehr technisch an. Aber nur wenn wir in allen diesen drei Punkten weiterkommen, in der Sicherheit der Planung, in der Beschleunigung genau dieser Planung und auch in der Entlastung der Unternehmen in der ganzen Breite, nur dann können wir auch wirklich das Wachstumspotenzial ausschöpfen, das wir ohne Zweifel in Deutschland haben.

Zuerst also die Planungsbeschleunigung: Ich weiß, dass das in vielen Handwerksbetrieben ein ganz besonderes Thema ist. Von der Bauplanung bis zum Baubeginn vergeht in unserem Land einfach viel zu viel Zeit. Wenn wir das nicht ändern, dann helfen auch steuerliche Entlastungen, staatliche Investitionen oder niedrigere Energiepreise gar nichts. Wir sind bei der Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren insbesondere für Industrievorhaben, Infrastruktur- und Energieprojekte sowie im Baubereich schon ein ganzes Stück vorangekommen. Wir setzen den Prozess fort und werden den Pakt für Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung gemeinsam mit den Ländern - ich füge hier in Nordrhein-Westfalen hinzu: vor allem mit den Bezirksregierungen und den Kreisen - ambitioniert fortsetzen. Wir wollen ihn bereits in der ersten Hälfte der laufenden Wahlperiode vollständig umgesetzt haben, und zwar ambitioniert und im Sinne des Koalitionsvertrages weiterentwickelt, und in allen Bereichen für eine spürbare Beschleunigung sorgen, etwa durch Vereinfachungen im Verfahrensrecht, die Digitalisierung von Antrags- und Genehmigungsverfahren sowie beschleunigte Zulassungsverfahren für Industrieunternehmen. Ich füge hinzu: Wir haben im Bundeskabinett bereits die ersten Entscheidungen getroffen, die jetzt im Gesetzgebungsverfahren sind, etwa die Novelle zum Baugesetzbuch oder das Vergabebeschleunigungsgesetz. Beides war schon vor der Sommerpause im Kabinett.

Noch einmal: Das alles mag sich sehr technisch anhören. Aber diejenigen, die in ihren Betrieben arbeiten, wissen, dass genau das die Themen sind, die so häufig zu dem lähmenden Stillstand beitragen, den wir alle, wie ich finde, zu Recht beklagen.

Das Thema der Staatsmodernisierung steht bei uns oben auf der Tagesordnung. Das ist eine Mammutaufgabe, ja, ich gebe es zu. Die Bürgerinnen und Bürger verlieren das Vertrauen in die Funktionsfähigkeit unserer Demokratie. Wir haben noch nie einen solchen Tiefpunkt im Zutrauen der Bevölkerung in die Funktionsfähigkeit unseres Staates gehabt. Das bedroht nicht nur das Vertrauen der Menschen in den Staat als solchen, das gefährdet das Vertrauen der Menschen in die Funktionsfähigkeit unserer demokratischen Ordnung. Deswegen setzen wir uns auch hier für einen echten Paradigmenwechsel ein. Wir nennen es gar nicht mehr nur Bürokratieabbau, sondern wir nennen es Rückbau der Bürokratie.

Auch aus diesem Grunde haben wir im Bund erstmalig die Entscheidung getroffen, ein Ministerium für Digitalisierung und Staatsmonetisierung zu schaffen. Nun sagen Sie nicht, das sei ein zusätzliches Ministerium mit zusätzlicher Bürokratie! Nein, das Gegenteil ist richtig. Dieses Ministerium ist das einzige in Deutschland, in dem alle Zuständigkeiten für Digitalisierung und Staatsmodernisierung gebündelt und die Zuständigkeiten so konzentriert sind, dass nun aus diesem Ministerium heraus die Aufgabe der Staatsmodernisierung und durchgreifenden Digitalisierung in der Tat angegangen werden kann.

Planungssicherheit - ich habe das Stichwort schon genannt - umfasst auch Fachkräftenachwuchs, genauso wie bezahlbare, sichere und saubere Energie und ein verträgliches Niveau der Sozialabgaben. Meine Damen und Herren, auch hierzu ein offenes Wort.
Lassen Sie mich zuerst etwas zur Frage der Fachkräftesicherung sagen, weil mir meine mehrfachen Besuche im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer in Arnsberg in Erinnerung sind und sie mir immer wieder zeigen, dass Handwerkskammern und Ausbildungsbetriebe großartige Arbeit in der Ausbildung junger Menschen in unserem Land leisten. Wenn die Bewerberinnen und Bewerber trotzdem ausbleiben, dann müssen wir in der Politik noch grundsätzlicher fragen, wie wir dazu beitragen können, dass das anders wird. Ich will diese Frage mit einer zweiteiligen Antwort zu beantworten versuchen.

Erstens: Wir müssen die Schulen ertüchtigen und auf dem Weg unterstützen, dass sie ausbildungsfähige Schülerinnen und Schüler heranbilden, die anschließend wirklich in einem Handwerksberuf ausgebildet werden können.

Mein zweiter Aspekt betrifft unser gesellschaftliches Klima und Bewusstsein im Hinblick auf Handwerk und Ausbildung. Viele von Ihnen wissen es, ich wiederhole es immer wieder und auch heute: Eine duale Ausbildung in Deutschland ist keine Ausbildung zweiter Klasse. Das Gegenteil ist richtig. Die duale Ausbildung, eine Ausbildung in einem Handwerksberuf, ist für viele junge Menschen in Deutschland besser als der Irrweg einer vermeintlich akademischen Ausbildung, auf dem sie scheitern. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns deswegen gemeinsam auch am Image der beruflichen Bildung und Ausbildung arbeiten. Diesbezüglich wurde schon viel getan, aber es bleibt auch für die nächsten Jahre immer noch viel zu tun, damit dies in der jungen Generation so angenommen und auch mit den Perspektiven verbunden wird, die es dankenswerterweise ja wirklich gibt.

Ich will ein offenes Wort zum Thema der Migration sagen. Zunächst einmal Dank allen Handwerksbetrieben, die in den letzten Jahren Migrantinnen und Migranten in ihren Unternehmen angenommen und ausgebildet haben. Das sind eindrucksvolle Erfolgsgeschichten, und wir wissen, dass dies ganz häufig mit einem erheblichen Mehraufwand der ausbildenden Betriebe verbunden gewesen ist. Danke Ihnen, dass Sie diese Arbeit geleistet haben! Wir brauchen diese jungen Menschen in Deutschland, auch diejenigen, die, wie wir sagen, einen Migrationshintergrund haben.

Die zweite Bemerkung geht allerdings dahin, dass wir auch dafür sorgen müssen, dass die illegale Migration in Deutschland weiter reduziert wird. Ich will es ausdrücklich sagen: Ich weiß, dass es den Kolleginnen und Kollegen in der -Bundestagsfraktion schwergefallen ist, diesen Weg mitzugehen. Aber gerade deshalb will ich auch hier dem Kollegen Dirk Wiese Dank dafür aussprechen, dass wir diesen Weg gemeinsam gegangen sind. Wir haben Erfolg damit. Im Vergleich zum August des Jahres 2024 sind die Zahlen der Asylbewerber in Deutschland um über 50 Prozent, fast 60 Prozent, zurückgegangen. Es war richtig, dass wir diese Entscheidung getroffen haben, auch im Interesse und im Sinne derer, die hier sind, die hier bleiben wollen, die hier ausgebildet werden, die hier leben wollen, die hier ihre Familien haben und die in Deutschland auf Dauer eine Zukunft haben müssen, meine Damen und Herren. Herzlichen Dank für dieses Verständnis!

Der Weg zu dem, was wir erreichen wollen, führt also über die Verbesserung der Rahmenbedingungen des Handwerks insgesamt. Aber genauso müssen wir noch viel stärker daran mitarbeiten, dass es einen Mentalitätswechsel in der Wertschätzung des Handwerks und mehr Sichtbarkeit des Handwerks gibt, gerade in den Schulen. Wir bezeichnen uns in Deutschland, und zwar weiterhin zu Recht, wie ich finde, als Land der Ingenieure. Aber wir sollten genauso darüber sprechen, dass der beste Ingenieur ohne Elektriker, ohne Maurer und ohne Zimmerer hilflos ist.

Das Thema wettbewerbsfähiger Energiepreise habe ich schon kurz angesprochen. Meine Damen und Herren, Voraussetzung für Planungssicherheit der deutschen Wirtschaft insgesamt, aber auch und gerade für den Mittelstand und das Handwerk sind wettbewerbsfähige Energiepreise. Wir haben dazu erste Maßnahmen ergriffen, etwa in der dauerhaften Fortführung der Stromsteuersenkung für das produzierende Gewerbe, für die Landwirtschaft und die Forstwirtschaft. Ich weiß, dass nur ein Teil der Handwerksbetriebe davon betroffen ist. Wir wollen das fortsetzen, sobald wir die finanziellen Spielräume dafür haben. Wir senken aber auch andere Abgaben und Umlagen, wie etwa die Gasspeicherumlage, die ersatzlos gestrichen wird und die wir in den Bundeshaushalt übernehmen. Ich weiß, viele von Ihnen hätten sich noch viel mehr gewünscht, aber ich kann nur wiederholen: Wir müssen auch Acht geben, dass wir nur so viel Geld ausgeben, wie wir anschließend wieder einnehmen können. Es sind die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler der Bundesrepublik Deutschland, die das alles finanzieren. Echte Planungssicherheit für die Wirtschaft erreichen wir weder durch immer mehr Verschuldung noch durch immer höhere Steuern, sondern am Ende nur durch solide öffentliche Haushalte.

Meine Damen und Herren, ich bin damit bei dem dritten und letzten Punkt. Er betrifft Sie im Handwerk in ganz besonderer Weise. Denn unter dem sogenannten demografischen Wandel verzeichnen wir einen zunehmenden Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge. Drängende Aufgabe ist und bleibt es - Sie kennen die kontroverse Diskussion der letzten Tage -, dass wir unsere sozialen Sicherungssysteme zukunftsfest machen müssen. Auch hier möchte ich den Koalitionspartnern einen Dank aussprechen. Wir haben noch in dieser Woche ausführlich darüber gesprochen. Wir sind uns in der Koalition einig, dass wir einen enormen Handlungsdruck haben, um eine generationengerechte Finanzierbarkeit der sozialen Sicherungssysteme zu gewährleisten. Es braucht Reformen der Rentenversicherung, der Krankenversicherung und der Pflegeversicherung. Wir brauchen schnell Korrekturen im sogenannten Bürgergeld. Wir sind entschlossen, gerade dies noch in diesem Jahr auf den Weg zu bringen. Die Bundesregierung will und wird sich der Verantwortung stellen, die wir auch und gerade gegenüber den jungen Generationen und den jungen Arbeitgeberinnen und Arbeitnehmern haben.

Wir werden also in diesem Herbst einige grundlegende Reformen auf den Weg bringen. Wir haben dies in einigen Kommissionen bereits zur Vorbereitung in Auftrag gegeben, aber, meine Damen und Herren, lassen Sie mich das auch hier sehr deutlich sagen: Wir wollen keine Schnellschüsse, wir wollen keine unbedachten kurzfristigen Lösungen, sondern wir wollen tragfähige Lösungen, damit der Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland auf Dauer finanzierbar bleibt, und ich füge hinzu: damit er finanzierbar bleibt von einer jungen Generation, auf deren Schultern allein wir nicht die Fehler abladen dürfen, die meine Generation in den letzten Jahren und Jahrzehnten in diesem Bereich gemacht hat.

Es liegt also einiges an Arbeit vor uns, für die Bundesregierung, auch für mich ganz persönlich, aber eben auch für unsere gesamte Gesellschaft. Es liegen Aufgaben vor uns, die wir nicht vertagen dürfen, sondern jetzt anpacken müssen, und zwar in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Politik, Handwerk, Industrie, Arbeitnehmerorganisationen und Gesellschaft. Wir können das mit einer gehörigen Portion Zuversicht tun. Das ist jedenfalls meine persönliche feste Überzeugung, mit der ich mich jeden Tag an meiner Arbeit mache. Ich möchte Ihnen auch sagen, woher ich diese Zuversicht nehme. Sie hat nämlich ganz wesentlich mit Begegnungen wie dieser hier zu tun. Wir haben in diesem Lande so viele Menschen, die tagtäglich anpacken und Verantwortung für ihre Region, für das Land und natürlich für ihren Betrieb übernehmen, die sich aber nach der Arbeit auch ehrenamtlich einbringen. Ich habe darüber schon gesprochen. Die 53 Handwerkskammern, die wir in unserem Land haben, sind dafür mit eines der besten Beispiele. Sie sind übrigens eine ganz typisch deutsche Institution, die man in kaum einem anderen Land der Welt in dieser Form wiederfindet. Sie sind im allerbesten Sinne eine Institution der Selbstverwaltung und des Standortpatriotismus, getragen ganz wesentlich von Menschen, die in den Kammern, in den Prüfungsausschüssen ehrenamtlich tätig sind.

So feiern Sie heute, so feiern wir mit Ihnen das 125-jährige Bestehen der Handwerkskammer Südwestfalen. Die Bundesrepublik Deutschland ist wesentlich jünger. Wir haben im vergangenen Jahr erst 75 Jahre der Bundesrepublik Deutschland gefeiert. Ihre Tradition der Kammern ist also 50 Jahre älter. Wir wissen heute nicht, unter welchen Bedingungen wir eines Tage 125 Jahre Bundesrepublik Deutschland feiern werden, aber sehr viel dessen, wie wir das feiern werden, hängt davon ab, welche Entscheidungen wir heute treffen. Lassen Sie uns also gemeinsam die guten und die richtigen Entscheidungen treffen! Wir wissen hier im Hochsauerlandkreis, in Südwestfalen, in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland, welch schönes, großartiges und liebenswertes Land wir sind und was alles es für unsere Kinder und für unsere Enkelkinder zu bewahren gilt. Wenn wir es richtig machen, meine Damen und Herren, dann können wir dieses Land vielleicht sogar noch besser übergeben, als wir es vorgefunden haben. Das sollte unser Ziel sein. Vergessen wir also nicht, wo wir leben und wie wir leben und mit welcher Dankbarkeit wir auf das zurückblicken können, was war, aber auch mit welcher Zuversicht wir nach vorn auf das blicken können, was wir gemeinsam daraus machen!

Herzlichen Glückwunsch, Handwerkskammer Südwestfalen!

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