11/14/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/14/2025 08:59
Die unter dem Dach von eco -Verband der Internetwirtschaft e.V. gegründete Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen kritisiert die verfehlte Standortpolitik der Bundesregierung. Insbesondere der vom Wirtschaftsausschuss abgelehnte Bundesratsvorschlag zur Vergabe von Netzanschlüssen, als auch die gestrige Vereinbarung des Koalitionsausschusses für einen Industriestrompreis, in der Rechenzentrenbetreiber explizit nicht erwähnt werden, gefährden aus Sicht des Verbands die Rechenzentrenbranche in Deutschland.
"Wachstum braucht Infrastruktur. Rechenzentren sind das Rückgrat der digitalen Transformation für Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft und ein wichtiger Pfeiler der angestrebten digitalen Souveränität in Deutschland und Europa. Trotz zahlreicher Bekenntnisse zur Stärkung des Rechenzentrenstandorts Deutschland ist die aktuelle Politik der Bundesregierung tatsächlich eher kontraproduktiv", sagt Dr. Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen.
"Rechenzentrenbetreiber sind auf frühzeitige und verlässliche Stromnetzanschlusszusagen angewiesen. Aktuell dauert die Bearbeitung bis zu sieben Jahre. In Regionen mit besonders hoher Nachfrage, wie etwa Frankfurt am Main, sogar über zehn Jahre. Diese Verzögerungen gefährden die Investitionssicherheit und strategische Planbarkeit von Rechenzentren-Projekten", so Waldhauser weiter.
eco fordert: Die Verfahren zur Vergabe von Netzanschlüssen müssen flächendeckend so gestaltet werden, dass Investitionssicherheit für Rechenzentrumsprojekte gewährleistet bleiben. Hierfür muss den Netzbetreibern entsprechender Spielraum eingeräumt werden, um Vergabeverfahren bedarfsgerecht auszugestalten. Ein erster Schritt zur Entlastung und kurzfristigen Entspannung der Situation wäre eine Detailanpassung der Kraftwerknetzanschlussverordnung (KraftNAV), wie vom Bundesrat kürzlich vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde allerdings am Mittwoch vom Ausschuss Wirtschafft und Energie nicht angenommen.
"Die Bundesregierung muss jetzt dringend handeln und bis Jahresende im Kabinett eine Annahme des BR-Vorschlages erwirken, um eine Verschärfung des Kapazitätsengpasses zu vermeiden", so Waldhauser. Ansonsten müsse man damit rechnen, dass in absehbarer Zeit keine weiteren Rechenzentren in Deutschland gebaut würden.
"Eine aktuelle Studie von eco und Arthur D. Little zeigt, dass wir insbesondere im Bereich der digitalen Infrastrukturen in den kommenden fünf Jahren auf eine massive Angebotslücke zusteuern. KI und Automatisierung lassen die Nachfrage nach Rechenleistung und schnellen Netzen explodieren. Die aktuellen Bedingungen am Standort Deutschland erlauben es uns aber gar nicht, die entsprechenden Kapazitäten zeitgerecht dem Markt zur Verfügung zu stellen", so Waldhauser.
Der hohe Strompreis in Deutschland ist ein weiterer Faktor, der den Bau neuer Rechenzentren in Deutschland bremsen könnte. Entgegen der Vereinbarung im Koalitionsvertrag werden Rechenzentren in der gestern veröffentlichten Einigung der Koalition zum Industriestrompreis nicht erwähnt.
"Wir fordern die Bundesregierung auf, dass dies noch geschieht. Andernfalls ist dies eine weitere Absage an den Rechenzentren- und Digitalstandort Deutschland", sagt Dr. Béla Waldhauser.