11/11/2025 | Press release | Distributed by Public on 11/11/2025 03:08
Meldungsdatum: 11.11.2025
Seit einigen Jahren hat das Gedenken an die Novemberpogrome in Unna zwei feste Bestandteile: Neben der Kranzniederlegung am Denkmal für die jüdischen Opfer des Naziregimes in Unna gehört auch ein "praktischer" Teil dazu, der das Erinnern sichtbar und im Stadtbild erfahrbar macht - das Putzen der Stolpersteine. Die kleinen Messingtafeln im Boden erinnern an Menschen aus Unna, die aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihrer körperlichen und geistigen Merkmale verfolgt wurden. Damit die Stolpersteine im Alltag nicht in Vergessenheit geraten, werden sie regelmäßig gereinigt.
In diesem Jahr beteiligen sich 19 Putzteams aus Vereinen, Kirchengemeinden, Schulen, Parteien sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger. So wurden und werden in der Woche vor und nach dem 9. November die insgesamt 301 Stolpersteine, die bis jetzt an zahlreichen Orten im Unnaer Stadtgebiet verlegt sind, auf Hochglanz gebracht. Dabei entstehen oft auch persönliche Bezüge zu den Biografien hinter den Steinen: Das Pestalozzi-Gymnasium pflegt beispielsweise seit Jahren die Stolpersteine von Julius und Meta Caspary an der Morgenstraße, nachdem Schüler*innen bereits ihre Verlegung begleitet hatten. Fünf Stolpersteine für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen in Königsborn werden vom Hellweg-Berufskolleg betreut, nachdem die Schüler*innen bereits bei der Verlegung dabei gewesen waren. Der ADFC wiederum verbindet die Putzaktion mit einer Fahrradtour, das Projekt Lüsa reinigt Steine in der Nähe der eigenen Einrichtung und die Werkstatt Unna übernimmt im Rahmen des Unterrichts die 162 Stolpersteine vor dem Bonifatius-Wohnheim. Zusätzlich engagieren sich auch Kirchengemeinden wie die Pfarrei St. Katharina, die an der Bahnhofstraße, am Nordring und an der Klosterstraße mehrere Steine gereinigt hat.
Wie wichtig die Aktion gerade für junge Menschen ist, zeigen Stimmen aus der Klasse ITAAM des Hellweg-Berufskollegs: "Die Aktion zeigt, wie wichtig Erinnerung ist - jeder Stein steht für ein Schicksal", sagt eine Schülerin. Viele hätten die Stolpersteine zuvor lediglich aus dem Stadtbild gekannt - "aber jetzt verstehen wir ihre Bedeutung viel besser." Mit Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Situation ergänzt ein Schüler: "Gerade heute ist es wichtig, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen." Die gemeinsame Botschaft der Klasse: "Wir wollen, dass die Namen auf den Stolpersteinen nicht vergessen werden."
Das vielfältige Engagement zeigt, wie eng die Stolpersteine mit der Stadtgesellschaft verbunden sind. Jede gereinigte Messingplatte ist nicht nur ein Zeichen des Respekts gegenüber den Verfolgten und Ermordeten, sondern auch ein starkes Signal an die Nachkommen und an alle, die heute in Unna leben: Die Stadt stellt sich ihrer Geschichte - und dem Auftrag, dafür zu sorgen, dass sich ein solches Kapitel nie wiederholt.
Stolpersteine putzen 2025
© privat
Andreas Neumann (v.l.), Astrid Holzbeck, Lars Wulkau und Ludwig Holzbeck von der Pfarrei St. Katharina Unna haben die acht Stolpersteine der Familien Brandenstein, Reifenberg und Rosenmeyer an der Bahnhofstraße 25 gereinigt.