Als die estnische Journalistin Helen Mihelson mit ihrer Arbeit an einem Artikel begann, in dem der Vorschlag der Regierung erläutert wurde, die Selbstbeteiligung (Zuzahlungen) für Facharztbesuche, Notfallversorgung und ambulant verschriebene Medikamente zu erhöhen, wandte sie sich an UHC Watch, die Online-Plattform von WHO/Europa, die die Fortschritte beim bezahlbaren Zugang zur Gesundheitsversorgung in Europa und Zentralasien verfolgt.
Aufgrund der Daten, die sie dort fand, konnte sie den Plan der Regierung in einen europäischen Kontext stellen und belegen, dass die Patientengebühren für unentbehrliche Gesundheitsleistungen in Estland im Falle ihrer Genehmigung zu den höchsten in der Europäischen Region zählen würden. Mihelsons Artikel, der in der größten estnischen Tageszeitung Õhtuleht veröffentlicht wurde, stützt sich auf die von UHC Watch verwendeten Indikatoren und die Daten zum Versicherungsschutz. Er zeigt auf, wie Änderungen bei den Zuzahlungen die Ungleichheiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung vertiefen würden.
"Durch UHC Watch erhielt ich die Belege, die ich brauchte, um die Geschichte aussagekräftig und glaubwürdig zu machen", sagt Helen. "Da bekommt man nicht nur Zahlen, sondern hat eine zuverlässige Quelle, die Journalisten hilft, komplexe Fragen der Gesundheitsfinanzierung zu erklären. Anstatt nur über den Vorschlag der Regierung zu berichten, konnte ich den Lesern eine breitere Perspektive vermitteln, wie Estland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern dasteht."
UHC Watch wurde für politische Entscheidungsträger, Analytiker, Wissenschaftler, Journalisten und zivilgesellschaftliche Gruppen entwickelt und bietet aktuelle Informationen, klare Handlungsempfehlungen und eine intuitive Schnittstelle, die die Länder bei der Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung unterstützen soll.
Ein wachsendes Evidenzzentrum
UHC Watch ist nun seit etwas mehr als einem Jahr voll in Betrieb und hat bereits mehr als 5000 Nutzer aus 142 Ländern. Die Plattform präsentiert Fakten und Analysen für 45 Länder in Europa und Zentralasien mit aktuellen länderspezifischen und vergleichenden Daten zu den wichtigsten Indikatoren für eine allgemeine Gesundheitsversorgung (finanzielle Härte, ungedeckter Bedarf, Gesundheitsausgaben) und zentralen Politikbereichen (Versorgungsgrad der Bevölkerung, Leistungsabdeckung, Nutzergebühren und private oder freiwillige Krankenversicherung).
Für Pedro Pita Barros, Professor für Gesundheitsökonomie an der Nova School of Business and Economics in Portugal, ist UHC Watch zu einem praktischen Instrument geworden, um die öffentliche Debatte auf eine faktische Grundlage zu stellen. Neben seiner Lehrtätigkeit betreibt er einen Blog über Gesundheitsökonomie und wirkt häufig in Podcasts mit, in denen er die Herausforderungen für Gesundheitssysteme in Portugal und ganz Europa erörtert. Er betont, wie wichtig es ist, die Probleme klar zu umreißen, die passenden Daten zu finden und auf Erfahrungen anderer Länder zurückzugreifen, bevor Lösungen vorgeschlagen werden - ein Prozess, den UHC Watch unterstützt.
"Mit UHC Watch kann ich die Debatte in Portugal in einen breiteren Kontext stellen und erläutern, wie andere Länder auf ähnliche politische Herausforderungen reagieren. Seine zuverlässigen, aktuellen und interaktiven Analysen sind eine wichtige Ressource für die Wissenschaft, die grundlegende Fakten und Zahlen bereitstellt und die Forschung in Richtung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung vorantreibt."
UHC Watch wird vom Europäischen Netzwerk für finanzielle Absicherung unterstützt, einer Gruppe von 75 hochrangigen Wissenschaftlern wie Prof. Barros, die vom WHO-Büro Barcelona zur Finanzierung der Gesundheitssysteme eingesetzt wurde, um die Bezahlbarkeit der Gesundheitsversorgung in den Ländern der Europäischen Region systematisch zu bewerten.
Neue regionsweite und subregionale Seiten
In diesem Jahr hat die Plattform anlässlich des Tages der allgemeinen Gesundheitsversorgung neue Seiten eingeführt, die einen klaren Überblick über die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme in der gesamten Europäischen Region und in drei Teilregionen bieten: der Europäischen Union, den Ländern des Westbalkans sowie Osteuropa und Zentralasien.
Diese neuen Seiten ermöglichen es den Nutzern, Länder auf einen Blick zu vergleichen. Unter der Rubrik Zahlen finden die Nutzer kurze Erklärungen und leicht verständliche Diagramme. Die Rubrik "Die Geschichte hinter den Zahlen" stützt sich auf eine vergleichende Analyse mit dem Ziel, die wichtigsten Entscheidungen zur Kostenerstattung zu ermitteln, die die Länder vermeiden sollten.
Eine interaktive Checkliste hebt Beispiele für bewährte Verfahren in den einzelnen Ländern hervor, um zu zeigen, wie sich Fortschritte erzielen lassen. Darunter waren: Frankreich (das die Grundlage für den Anspruch auf Leistungen der staatlichen Krankenversicherung von der Beitragszahlung auf die Ortsansässigkeit umstellt), Spanien (das den Versicherungsschutz für irreguläre Migranten ausweitet), die Ukraine (die die Kostenübernahme für ambulant verschriebene Arzneimittel ausweitet) und Österreich (das eine automatische und einkommensabhängige Deckelung der Zuzahlungen für ambulant verschriebene Arzneimittel einführt).
Alle Daten an einem Ort
UHC Watch macht es einfach, die Fortschritte der Länder und der Europäischen Region auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung mitzuverfolgen. Mit nur wenigen Klicks können die Nutzer evidenzbasierte Antworten auf wichtige Fragen wie folgende finden:
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Wie wirksam schützen die Länder Menschen vor Zahlungen aus eigener Tasche für Gesundheitsleistungen?
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Wie viele Haushalte in der Europäischen Region werden in die Armut getrieben oder können sich wegen Zuzahlungen die Kosten für Lebensmittel, Wohnung oder Versorgungsleistungen nicht mehr leisten?
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Welche Gruppen sind am häufigsten von finanziellen Härten oder ungedecktem Bedarf betroffen?
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Welche Arten von Gesundheitsleistungen führen am häufigsten zu finanziellen Härten oder ungedecktem Bedarf?
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Wo sind die größten Lücken in der Gesundheitsversorgung in Europa? Wie gut schließt die private Krankenversicherung diese Lücken?
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Wie können die Länder die Zahlungen aus eigener Tasche reduzieren, insbesondere für Personen mit geringem Einkommen?
Zu den wichtigsten Merkmalen von UHC Watch gehören:
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eine dynamische und benutzerfreundliche Übersichtstafel über Konzepte und Resultate der Gesundheitsfinanzierung, die es den Nutzern ermöglicht, ihre Suche nach Indikatoren und Informationen anzupassen, Länder miteinander zu vergleichen und Diagramme und Daten herunterzuladen;
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Seiten mit vergleichenden Daten und Analysen von der regionsweiten und subregionalen Ebene auf einen Blick;
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Länderseiten mit Daten, Analysen und länderspezifischen Empfehlungen;
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eine Indikatorensuchfunktion mit über 40 länderspezifischen und vergleichenden Kennzahlen zu finanziellen Härten, ungedecktem Bedarf und Gesundheitsausgaben;
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eine Politik-Suchfunktion mit aktuellen Informationen über die Kostenerstattungspolitik in 49 Ländern (Versorgungsgrad der Bevölkerung, Leistungsabdeckung, Nutzergebühren, freiwillige Krankenversicherung und Änderungen an der Kostenerstattung im zeitlichen Verlauf);
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eine Sammlung von über 200 Quellen zum Thema Gesundheitsfinanzierung, darunter länderspezifische und vergleichende Berichte, Multimedia-Dateien und Nachrichtenartikel in mehreren Sprachen; und
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ein Leitfaden zur Methodik, in dem erklärt wird, wie UHC Watch die Fortschritte auf dem Weg zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung mitverfolgt.
Weitere Informationen
Durch sein Büro Barcelona zur Finanzierung der Gesundheitssysteme wacht WHO/Europa über die Bezahlbarkeit des Zugangs zur Gesundheitsversorgung (finanzielle Absicherung) und nutzt dazu regionsweite Indikatoren zur Erfassung von Chancengleichheit. Die finanzielle Absicherung ist ein zentraler Bestandteil einer allgemeinen Gesundheitsversorgung und ein Kernelement bei der Bewertung der Leistungsfähigkeit von Gesundheitssystemen. Sie ist ein Indikator der Ziele für nachhaltige Entwicklung und ein Bestandteil der Europäischen Säule sozialer Rechte und steht im Zentrum des Europäischen Arbeitsprogramms, des strategischen Handlungsrahmens von WHO/Europa.
UHC Watch wurde von der Europäischen Union im Rahmen des Programms EU4Health sowie eines Projekts zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Gesundheitssysteme in den Ländern des Westbalkans finanziert.
Es wird vom Europäischen Netzwerk für finanzielle Absicherung unterstützt, einer Gruppe von 75 hochrangigen Wissenschaftlern, die vom WHO-Büro Barcelona zur Finanzierung der Gesundheitssysteme eingesetzt wurde, um die finanzielle Absicherung in der Europäischen Region systematisch zu bewerten.